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Die Erzählung „Der Fuhrmann des Todes“ (Originaltitel: Körkarlen, Der Fuhrmann), 1912 erschienen, greift eine Legende aus der Bretagne auf: derjenige, der in der Silvesternacht als letzter vor Anbruch des neuen Jahres stirbt, muss für ein Jahr als ‚Fuhrmann des Todes’ die Seelen der Sterbenden aus ihren Körpern erlösen.
Vor dem Hintergrund dieser Legende schildert Selma Lagerlöf die grenzenlos aufopferungsvolle Liebe einer Schwester der Heilsarmee zu einem unwürdigen Mann und den zähen Kampf des Guten mit dem Bösen.
Sehr geschickt ist bereits die Grundkonzeption: Obwohl die Erzählung in nur wenigen Minuten einer Silvesternacht spielt, umfasst sie doch eine weitere spannende Perspektive: eine berührende Nahtodes-Erfahrung, Diesseits und Jenseits werden hier verbunden, begegnen sich, durchdringen sich...
Zugleich ist der Gedanke, dass die Seele im menschlichen Körper gefangen sei und nach dem Tode frei werde, ein in der abendländischen Geistesgeschichte tief verwurzeltes, auch auf Platon zurückgehendes Motiv.
Selma Lagerlöf wurde am 2o. Nov. 1858 auf Gut Mårbacka, Värmland, Schweden geboren. Sie ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Skandinaviens und gehört zu den wenigen schwedischen Autoren, deren Werke zur Weltliteratur zählen. 1909 erhielt sie als erste Frau den Nobelpreis für Literatur für ihr Werk Nils Holgersson und wurde 1914 als erstes weibliches Mitglied in die Schwedische Akademie aufgenommen. Sie starb am 16. März 1940.